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Aufhebungsvertrag – Einvernehmliche Beendigung des Arbeitsverhältnisses

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Ein Arbeitgeber überreicht einer Angestellten einen Aufhebungsvertrag.

Aufhebungsverträge bieten Unternehmen und Arbeitnehmern eine flexible und einvernehmliche Möglichkeit, Arbeitsverhältnisse zu beenden

Was ist ein Aufhebungsvertrag?

Ein Aufhebungsvertrag ist eine rechtsverbindliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Im Gegensatz zur einseitigen Kündigung handelt es sich um einen zweiseitigen Vertrag, der typischerweise folgende Elemente enthält:

🎓 Typische Inhalte eines Aufhebungsvertrags

  • Beendigungsdatum des Arbeitsverhältnisses
  • Eventuelle Abfindungsregelungen
  • Freistellungsvereinbarungen
  • Regelungen zu Resturlaub und Bonusansprüchen
  • Arbeitszeugnis-Klausel
  • Schweigepflichten und Konkurrenzklauseln

Warum wird ein Aufhebungsvertrag geschlossen?

Aufhebungsverträge bieten beiden Parteien Flexibilität und werden in verschiedenen Situationen genutzt:

Ein Aufhebungsvertrag kann für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen eine sinnvolle Lösung sein, um ein Arbeitsverhältnis einvernehmlich zu beenden. Doch wann genau lohnt sich dieser Schritt? Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die typischen Szenarien, in denen ein Aufhebungsvertrag Vorteile bieten kann.

Wann lohnt sich ein Aufhebungsvertrag? Für Arbeitnehmer Für Arbeitgeber
Vorteile bei der Beendigung Bei attraktiven Abfindungsangeboten Zur Vermeidung von Kündigungsschutzklagen
Berufliche Neuorientierung Bei sofortigem Wechsel zu neuem Arbeitgeber Bei betrieblichen Umstrukturierungen
Konfliktlösung Bei Konflikten, die eine einvernehmliche Lösung erfordern Bei Konfliktsituationen mit Führungskräften

Die Beweggründe für einen Aufhebungsvertrag können vielfältig sein. Für Arbeitnehmer kann er eine finanzielle Absicherung durch Abfindungen bieten oder einen nahtlosen Übergang zu einem neuen Job ermöglichen, ohne die Belastung einer Kündigung. Im Falle von unüberbrückbaren Konflikten stellt er oft den Weg zu einer friedlichen und schnellen Trennung dar.

Für Arbeitgeber liegt der Hauptvorteil in der Vermeidung langwieriger und kostspieliger Kündigungsschutzklagen. Besonders bei Umstrukturierungen oder wenn das Vertrauensverhältnis zu einer Führungskraft gestört ist, bietet der Aufhebungsvertrag eine effiziente und rechtssichere Möglichkeit, das Arbeitsverhältnis zu beenden und rechtliche Risiken zu minimieren.

Vor- und Nachteile eines Aufhebungsvertrags

Vorteile:

  • Schnellere Beendigung: Keine Einhaltung von Kündigungsfristen notwendig
  • Abfindungschance: Oft höhere Zahlungen als bei Kündigungen
  • Flexible Gestaltung: Individuelle Regelungen möglich
  • Konfliktvermeidung: Einvernehmliche Lösung statt Rechtsstreit

Nachteile:

  • ALG-Sperre: Bis zu 12 Wochen Sperrzeit möglich
  • Verhandlungsdruck: Arbeitgeber oft in stärkerer Position
  • Rechtsverzicht: Möglicher Verlust von Ansprüchen
  • Steuerlast: Abfindungen sind voll steuerpflichtig

Worauf sollte man achten?

Bevor Sie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben, sollten Sie folgende Punkte unbedingt prüfen:

🎓️Kritische Fallstricke bei Aufhebungsverträgen

  • Zu kurze Überlegungsfrist: Fordern Sie mindestens 1-2 Wochen Bedenkzeit
  • Pauschale Verzichtsregelungen: Nicht alle Ansprüche können wirksam ausgeschlossen werden
  • Unklare Formulierungen: Bei "beiderseitigem Einvernehmen" könnte ALG-Sperre drohen
  • Fehlende Freistellung: Bezahlte Freistellung sollte explizit vereinbart werden
  • Mangelnde Gegenleistung: Ohne Abfindung meist keine Vorteile für Arbeitnehmer

Häufige Fragen

Wie hoch ist die typische Abfindung?

Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben, aber als Richtwert gilt: 0,5-1 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr. Bei älteren Arbeitnehmern oder besonderen Umständen (Schwerbehinderung etc.) sind auch höhere Beträge durchsetzbar.

Kann ich den Aufhebungsvertrag widerrufen?

Grundsätzlich nein - es sei denn, es liegen besondere Umstände vor (Täuschung, Drohung). Ein Widerrufsrecht besteht nur in den ersten 7 Tagen bei überraschenden Klauseln.

Wie vermeide ich eine ALG-Sperre?

Wichtig ist, dass im Vertrag nicht von "beiderseitigem Einvernehmen" die Rede ist. Besser formulieren: "Der Arbeitgeber schlägt die Beendigung vor, der Arbeitnehmer stimmt zu." Eine vorherige Rücksprache mit der Agentur für Arbeit ist ratsam.

ℹ Checkliste vor Unterschrift

  1. Vertrag durch Anwalt prüfen lassen
  2. Abfindung mindestens nach halben Monatsgehältern pro Jahr verhandeln
  3. Wohlwollendes Arbeitszeugnis einfordern
  4. Freistellung mit Lohnfortzahlung vereinbaren
  5. ALG-Sperre mit Arbeitsamt klären
  6. Steuerberater zur Abfindung konsultieren
Ein Aufhebungsvertrag kann für beide Seiten vorteilhaft sein - aber nur bei fairen Bedingungen. Lassen Sie sich niemals unter Druck setzen und holen Sie stets kompetenten juristischen Rat ein, bevor Sie unterschreiben. Ein gut verhandelter Aufhebungsvertrag kann Ihnen neue Perspektiven eröffnen, während ein übereilter Abschluss langfristige Nachteile bringen kann. Einen Mustervertrag können Sie bei der IHK Frankfurt am Main herunterladen: Muster Aufhebungsvertrag

Quellen

Themen: Arbeitsrecht

Oliver Godolt

Oliver Godolt

SEO- & Legal-Tech Experte

Mit 20+ Jahren Erfahrung in der Digitalbranche, davon 10 Jahre Spezialisierung auf Kanzleien und verschiedene Rechtsgebiete: Verkehrsrecht Scheidungsrecht Medizinrecht Arbeitsrecht Verbraucherrecht