Über die genauen Einnahmen aus Geschwindigkeitskontrollen schweigen sich die meisten deutschen Stadtverwaltungen lieber aus. Eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins unter den 150 größten Städten brachte jedoch bemerkenswerte Erkenntnisse zutage: Nur 22 Ordnungsämter waren bereit, ihre Blitzer-Bilanz für das Jahr 2023 offenzulegen.
Die Hansestadt Hamburg thront an der Spitze der Städte mit den höchsten Einnahmen aus Blitzern. Im Jahr 2023 beliefen sich die Einnahmen auf beeindruckende 33,9 Millionen Euro – eine Verdopplung im Vergleich zu zwei Jahren zuvor. Hauptgrund für diesen Anstieg dürfte die Verschärfung des Bußgeldkatalogs sein. Allerdings verfügt Hamburg mit 39 stationären und 26 mobilen Blitzern auch über die größte Anzahl an Radaranlagen. Der Hotspot für Geschwindigkeitskontrollen war die Neue Elbbrücke.
Nach einer einjährigen Pause bei der Erhebung des Deutschen Anwaltvereins (DAV) meldet sich Hamburg eindrucksvoll zurück an die Spitze der deutschen Städte mit den höchsten Einnahmen aus Geschwindigkeitsüberwachungen. Im Jahr 2023 generierte die Hansestadt beachtliche 33,9 Millionen Euro durch ihre Blitzer. Damit knüpft Hamburg nahtlos an frühere Erfolge an und distanziert die Konkurrenz erneut deutlich.
Platz | Stadt | Einnahmen (in Mio. €) | Notiz |
---|---|---|---|
1 | Hamburg | 33,9 | Spitzenreiter |
2 | Düsseldorf | 13,8 | |
3 | Bremen | 9,0 | |
4 | Frankfurt/Main | 8,6 | |
5 | München | 1,5 | Niedrigste Einnahmen unter Großstädten |
Hinweis: Daten für Berlin, Köln, Stuttgart etc. nicht öffentlich verfügbar. Quelle: DAV-Umfrage, Kommunal (2023). |
Platz | Stadt | Stationäre Blitzer | Mobile Blitzer* | Blitzer pro 1.000 ha Straße |
---|---|---|---|---|
1 | Freiburg | 29 | 0,57 | 35,37 |
2 | Wiesbaden | 41 | 1,5 | 33,89 |
3 | Hannover | 44 | 1,59 | 22,56 |
4 | Stuttgart | 42 | 2,93 | 21,4 |
5 | Karlsruhe | 38 | 2,11 | 25,81 |
6 | Köln | 59 | 7,07 | 16,15 |
7 | Hamburg | 56 | 14,23 | 10,83 |
8 | Berlin | 42 | 14,77 | 5,62 |
9 | München | 17 | 1,86 | 4,78 |
10 | Dortmund | 12 | 2,3 | 4,9 |
*Mobile Blitzer = Durchschnitt gleichzeitig aktiver Anlagen. Quelle: Goldenstein Rechtsanwälte (2024). |
Im Durchschnitt nahmen die befragten Städte rund 31,90 Euro pro gemeldetem Kraftfahrzeug ein. Hamburg übertraf diesen Wert mit 41,76 Euro pro Pkw deutlich. Auffällig ist auch das vergleichsweise geringe Ergebnis von München.
Die Effektivität der Hamburger Blitzer-Strategie wird besonders deutlich beim Blick auf das Verhältnis von Einnahmen zu den Kosten für Installation und Wartung der Anlagen. Die generierten Bußgelder übertrafen die Ausgaben um mehr als das 60-fache. Der ertragreichste Standort in Hamburg war im Jahr 2023 die Amsinckstraße LiMa 56 in Fahrtrichtung Neue Elbbrücke.
Ein bemerkenswertes Ergebnis der DAV-Umfrage 2023 ist, dass der Großteil der teilnehmenden Städte die Schwelle von einer Million Euro an Blitzereinnahmen überschritten hat. Über 80 Prozent der Kommunen, die ihre Daten zur Verfügung stellten, konnten sich als "Blitzermillionäre" bezeichnen.
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Zum Bußgeld-CheckRechnet man die durchschnittlichen Bußgeldeinnahmen pro gemeldetem Kraftfahrzeug, ergibt sich ein anderes Bild. Im Schnitt nahmen die befragten Städte 31,90 Euro pro Fahrzeug ein. In Hamburg lag dieser Wert mit 41,76 Euro pro Fahrzeug sogar noch deutlich höher.
Ein überraschendes Ergebnis lieferte die bayerische Landeshauptstadt München. Obwohl in München eine ähnliche Anzahl an Autos unterwegs ist wie in Hamburg, beliefen sich die Einnahmen aus Rasern auf lediglich 1,5 Millionen Euro. Dies deutet auf eine deutlich entspanntere Geschwindigkeitsüberwachung in der bayerischen Metropole hin.
Trotz der aufschlussreichen Ergebnisse bleibt ein Schatten auf der Erhebung: Rund die Hälfte der Städte, die an der Umfrage teilnahmen, entschieden sich gegen eine öffentliche Preisgabe ihrer Blitzer-Einnahmen. Dieser Trend zur Intransparenz wird vom DAV kritisch beäugt.
Eine weitere besorgniserregende Entwicklung ist, dass die Hälfte der "Blitzermillionäre" des Vorjahres entweder gar keine Daten für die aktuelle Erhebung übermittelte oder sich trotz Teilnahme gegen eine Veröffentlichung ihrer Zahlen aussprach. Dies unterstreicht die wachsende Zurückhaltung der Städte in Bezug auf die Offenlegung ihrer Einnahmen aus Geschwindigkeitskontrollen.
Mit der jährlichen Verleihung des "Goldenen Blitzers" verfolgt die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des DAV das Ziel, die Bürger über die oft beträchtlichen Bußgeldeinnahmen der Städte aufzuklären und mehr Transparenz in diesem Bereich einzufordern. Die sinkende Bereitschaft zur Teilnahme und Veröffentlichung der Daten wird vom DAV als Rückschritt in puncto Bürgerinformation gewertet.