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Scheidung online beantragen: Ist das schneller und spart Kosten?

Scheidung online beantragen: Ist das schneller und spart Kosten?
Eine Online-Scheidung kann gewisse Vorteile mit sich bringen.

Wenn Ehepartner sich entschließen die Scheidung zu beantragen, ist eine Online-Scheidung eine der Möglichkeiten. Wir klären auf, was hinter dem Begriff steckt, wie diese abläuft und ob sich Kosten sparen lassen.

Online-Scheidung: Einfacher, schneller und günstiger scheiden lassen?

Die Online-Scheidung klingt verlockend: schnell, unkompliziert und weniger kostenintensiv. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem Konzept? Und ist es für jeden geeignet? Dieser Leitfaden erklärt, wie eine Online-Scheidung funktioniert, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen und welche Vor- und Nachteile es gibt. Alle Hinweise sind praxisnah gedacht – ersetzen aber keine individuelle Beratung.


Was ist eine Online-Scheidung? Die Basics

Eine Online-Scheidung ist eine Form der Scheidung, bei der die Kommunikation und der Austausch von Dokumenten zwischen Ihnen, Ihrem Anwalt und dem Gericht überwiegend digital stattfinden. Der Kernprozess bleibt gleich: Sie reichen einen Scheidungsantrag beim Familiengericht ein und der Richter entscheidet im Scheidungstermin. Die Online-Komponente optimiert lediglich den Informationsaustausch und die Vorbereitung.

Wichtig: Es gibt keine „Scheidung ohne Gerichtstermin“. Der Gerichtstermin ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Bei einer Online-Scheidung findet die gesamte Vorbereitung digital statt, nur der obligatorische Gerichtstermin wird persönlich wahrgenommen.

  1. Keine Trennung online: Der Begriff bezieht sich rein auf die Abwicklung des Scheidungsverfahrens.
  2. Gesetzliche Grundlage: Die Online-Scheidung ist keine eigene Scheidungsart, sondern eine moderne Abwicklungsform der regulären Scheidung.

Vorteile: Warum online scheiden lassen?

Eine Online-Scheidung kann in vielen Fällen erhebliche Vorteile mit sich bringen, vor allem wenn die Eheleute sich einig sind und keine komplexen Streitpunkte zu klären sind.

  1. Weniger Kosten: Da der Anwalt weniger Zeit für die direkte Kommunikation und das Einreichen von Unterlagen aufwenden muss, können die Kosten oft gesenkt werden.
  2. Zeitersparnis: Lange Wege zur Anwaltskanzlei und aufwändige Terminabsprachen entfallen. Der gesamte Schriftverkehr kann bequem von zu Hause aus erledigt werden.
  3. Einfacher Ablauf: Der Prozess ist oft transparenter und einfacher nachzuvollziehen.
  4. Geographische Unabhängigkeit: Sie können die Scheidung mit einem Anwalt in jeder Stadt durchführen, unabhängig davon, wo Sie wohnen.

Ablauf: So funktioniert die Online-Scheidung

Der Prozess der Online-Scheidung lässt sich in der Regel in diese Phasen unterteilen:

  1. Kontaktaufnahme: Sie füllen online einen Fragebogen aus oder nehmen per E-Mail Kontakt auf, um Ihre Situation zu schildern.
  2. Vertragsabschluss: Sie erhalten einen Entwurf der Prozessvollmacht und des Mandatsvertrages per Post oder E-Mail.
  3. Datenübermittlung: Sie senden die notwendigen Unterlagen (Heiratsurkunde, Geburtsurkunden der Kinder, etc.) digital oder per Post an Ihren Anwalt.
  4. Scheidungsantrag: Ihr Anwalt erstellt den Scheidungsantrag und reicht ihn beim Familiengericht ein.
  5. Gerichtstermin: Nach Bearbeitung durch das Gericht findet der obligatorische Gerichtstermin statt, zu dem beide Ehepartner persönlich erscheinen müssen.
  6. Scheidung: Das Gericht spricht die Scheidung aus.

Wichtig:

Eine Online-Scheidung ist besonders bei einer einvernehmlichen Scheidung sinnvoll, bei der sich die Ehepartner bereits über alle Folgesachen (z. B. Vermögensaufteilung, Unterhalt) geeinigt haben. Bei Streitpunkten sind persönliche Gespräche oft unumgänglich.

Voraussetzungen: Wer kann die Online-Scheidung nutzen?

Die Online-Scheidung eignet sich vor allem für eine einvernehmliche Scheidung. Die wichtigsten Voraussetzungen sind:

1) Trennungsjahr

Wie bei jeder Scheidung muss das gesetzliche Trennungsjahr eingehalten werden. Die Ehepartner müssen seit mindestens einem Jahr getrennt voneinander leben. Der Scheidungsantrag kann jedoch schon kurz vor Ablauf des Jahres eingereicht werden.

2) Einigkeit über Folgesachen

Damit eine Scheidung reibungslos verläuft, sollten sich die Ehepartner vorab über alle wichtigen Punkte einigen. Zu diesen sogenannten Folgesachen gehören unter anderem:

  1. Kindesunterhalt
  2. Ehegattenunterhalt
  3. Umgangsrecht und Sorgerecht für gemeinsame Kinder
  4. Aufteilung des Hausrats und des Vermögens
  5. Regelung bezüglich der Ehewohnung
  6. Klärung von bestehenden Schulden

Bei einer einvernehmlichen Scheidung reicht es aus, wenn nur ein Anwalt beauftragt wird, der den Scheidungsantrag stellt. Der andere Ehepartner muss lediglich zustimmen.

Versorgungsausgleich & Renten: Was muss beachtet werden?

Der **Versorgungsausgleich** regelt den Ausgleich der Rentenansprüche, die die Ehepartner während der Ehe erworben haben. Dieser Ausgleich wird in den meisten Fällen automatisch vom Gericht durchgeführt.

Eine Ausnahme besteht bei sogenannten "Kurzehen", die maximal 3 Jahre gedauert haben. In diesem Fall kann der Versorgungsausgleich nur auf Antrag eines Ehepartners durchgeführt werden. Außerdem können die Eheleute den Versorgungsausgleich notariell ausschließen.

Kosten: Was kostet eine Online-Scheidung?

Die Kosten einer Scheidung richten sich nach dem Verfahrenswert, der vom Einkommen und Vermögen der Ehepartner abhängt. Bei einer Online-Scheidung lassen sich die Kosten senken, da oft nur ein Anwalt benötigt wird und weniger Aufwand für die Kommunikation anfällt. Es handelt sich hierbei um eine Gebührenvereinbarung, die unter dem gesetzlichen Mindestwert liegen kann. Beachten Sie, dass es immer Anwalts- und Gerichtskosten gibt.

Für den Fall, dass Sie aufgrund Ihrer wirtschaftlichen Situation die Gerichtskosten nicht selbst tragen können, besteht womöglich ein Anspruch auf Verfahrenskostenhilfe (Prozesskostenhilfe). Diese muss beim zuständigen Familiengericht beantragt werden.

Die Rolle des Anwalts: Trotz online nicht allein

Der Anwalt ist auch bei der Online-Scheidung Ihr zentraler Ansprechpartner. Er berät Sie, erstellt den Scheidungsantrag, reicht ihn beim Gericht ein und vertritt Sie im Scheidungstermin. Die digitale Kommunikation macht den Prozess effizienter, aber die juristische Expertise bleibt unverzichtbar.

Checkliste: In 5 Schritten zur Online-Scheidung

  1. Trennungsjahr prüfen: Ist das Trennungsjahr fast oder bereits abgelaufen?
  2. Einigkeit feststellen: Sind sich beide Partner über alle Folgesachen einig?
  3. Anwalt wählen: Suchen Sie einen Anwalt, der Online-Scheidungen anbietet.
  4. Unterlagen vorbereiten: Sammeln Sie alle notwendigen Dokumente.
  5. Termin wahrnehmen: Erscheinen Sie pünktlich zum Gerichtstermin.

FAQ: Schnell beantwortet

Hier sind Antworten auf einige der häufigsten Fragen, die in der Praxis gestellt werden.

  1. Ist eine Online-Scheidung ohne Anwalt möglich? Nein, in Deutschland herrscht Anwaltszwang. Mindestens ein Ehepartner muss von einem Anwalt vertreten werden.
  2. Kann die Online-Scheidung auch bei Kindern genutzt werden? Ja, auch mit Kindern ist eine Online-Scheidung möglich, solange Einigkeit über das Sorgerecht und den Unterhalt besteht.
  3. Was ist, wenn wir uns doch streiten? Bei unerwarteten Streitigkeiten kann die Online-Scheidung in ein reguläres, streitiges Verfahren übergehen. In diesem Fall ist es ratsam, beide Partner von einem eigenen Anwalt vertreten zu lassen.

Quellen

Hinweis: Dieser Beitrag bietet eine erste rechtliche Orientierung und ersetzt keine Rechtsberatung im Einzelfall. Ob eine Online-Scheidung für Sie infrage kommt, hängt von den konkreten Umständen ab.

SEO- & Legal-Tech Experte

Oliver Godolt

Gründer & Autor

Über 25 Jahre Erfahrung in der Digitalbranche, davon 7 Jahre Spezialisierung auf Kanzleien und verschiedene Rechtsgebiete: Verkehrsrecht Scheidungsrecht Medizinrecht Arbeitsrecht Verbraucherrecht